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Baden Württemberg will Carsharing

    Winfried Hermann, der Verkehrsminister von Baden-Württemberg, will Carsharing.

    Zusammenfassung der Carsharing-Strategie Baden-Württemberg 

    Die Carsharing-Strategie Baden-Württemberg zeigt umfassende Ansätze zur Förderung nachhaltiger Mobilität im Land und unterstreicht das Ziel, Carsharing flächendeckend auszubauen. Für ländliche Gebiete sind dabei besonders drei Handlungsfelder von großer Bedeutung, da sie gezielt Lösungen bieten, um den Zugang zu Mobilitätsangeboten zu verbessern und die Umweltbelastung durch Individualverkehr zu reduzieren.

    Handlungsfelder zur Förderung von Carsharing im ländlichen Raum

    Die Strategie gliedert die Maßnahmen in drei Haupt-Handlungsfelder, die ineinander greifen und kombinierbar sind. Diese Struktur soll helfen, den Herausforderungen des Carsharing im ländlichen Raum, wie geringerer Nachfrage und spezifischen infrastrukturellen Anforderungen, zu begegnen.

     

    Handlungsfeld 1: Marktentwicklung durch Partnerschaften

    In diesem Bereich fördert das Land Kooperationen zwischen Carsharing-Anbietern und wichtigen Partnern wie Immobilienwirtschaft, Betrieben und ÖPNV-Betreibern. Besonders im ländlichen Raum sollen diese Partnerschaften dazu beitragen, Carsharing-Standorte einfacher und wirtschaftlicher zu etablieren. Ziel ist es, durch Anpassungen in der Bauordnung und die Zusammenarbeit mit der Immobilienbranche Carsharing-Stationen an relevanten Orten einzurichten und die Anzahl privater Parkplätze in Neubauten zu reduzieren. Hier wird auch ein Modell zum „Nachbarschafts-Carsharing“ vorgestellt, welches sich besonders für die ländliche Bevölkerung eignet, indem Carsharing-Fahrzeuge für bestimmte Gemeinschaften bereitgestellt werden.

    Handlungsfeld 2: Förderung der Carsharing-Branche

    Die zweite Säule beschreibt Maßnahmen zur Unterstützung der Carsharing-Anbieter durch gezielte Förderungen. Diese Maßnahmen sollen die Marktentwicklung lokal fördern und unterstützen insbesondere kleine Unternehmen, Vereine und Kommunen, die Carsharing-Lösungen in Gebieten mit geringer Nachfrage anbieten. Dabei wird ein „White Label“ IT-Buchungssystem angeboten, das kleinen Carsharing-Betreibern den Einstieg erleichtern und die Verwaltung vereinfachen soll. Diese Förderung zielt darauf ab, eine stabile Basis für Carsharing im ländlichen Raum zu schaffen und den Markteintritt für neue Anbieter zu erleichtern.

    Handlungsfeld 3: Kommunikation und Bildung

    Das dritte Handlungsfeld stärkt die Sichtbarkeit und Akzeptanz von Carsharing-Angeboten, sowohl innerhalb der Gemeinden als auch bei potenziellen Nutzern. Bildung und Sensibilisierung stehen hier im Vordergrund. Im ländlichen Raum ist es essenziell, Bürger durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit, Schulungsprogramme und lokale Veranstaltungen für Carsharing zu gewinnen. Geplante Maßnahmen umfassen Schulungen für lokale Entscheidungsträger, die Förderung bürgerlichen Engagements (z. B. Gründung von Carsharing-Vereinen) sowie ein landesweites Netzwerk für den Wissensaustausch. 

    Die Liste der Fördermaßnahmen der Carsharing-Strategie Baden-Württemberg

    Handlungsfeld 1: Marktentwicklung durch Partnerschaften

    1. Integration in Neubauten
      • 1.A.1. Landesbauordnung für Neu- und Umbauten erweitern
        • Landesaufgaben: Anpassung der Bauordnung zur verpflichtenden Integration von Carsharing-Stationen in Neubauten.
        • Rolle der Kommunen: Umsetzung der Vorgaben und Integration in die kommunale Bauplanung.
        • Forderungen an Bund und EU: Einheitliche Standards und finanzielle Unterstützung für nachhaltige Bauprojekte.
        • Wirtschaftliche Bewertung: Potenzieller Kostenvorteil durch geteilte Nutzung von Ressourcen.
        • Wirkung und Wirksamkeit:
          • Kosten und Wirksamkeitskategorie: Hohe Wirksamkeit durch Integration in städtische und ländliche Gebiete.
          • Verkehrliche Wirkung und Klimaeffekt: Reduzierung von Pkw-Besitz und -Fahrten, Verringerung von CO₂-Emissionen.
        • Stadt-Land-Unterschiede: In ländlichen Gebieten herausfordernder umzusetzen, da die Nachfrage möglicherweise niedriger ist.
      • 1.A.2. Kooperationen mit Immobilienentwicklern fördern
        • Landesaufgaben: Förderung von Kooperationen und Bereitstellung finanzieller Anreize.
        • Rolle der Kommunen: Identifikation geeigneter Standorte und Unterstützung bei der Standortplanung.
        • Forderungen an Bund und EU: Anpassung der Bauförderung für nachhaltige Mobilität.
        • Wirtschaftliche Bewertung: Senkung der privaten Parkplatzkosten; Steigerung des Grundstückswerts durch Mobilitätsangebote.
        • Wirkung und Wirksamkeit:
          • Kosten und Wirksamkeitskategorie: Kostenintensiv, aber langfristig wirksam für Carsharing-Ausbau.
          • Verkehrliche Wirkung und Klimaeffekt: Förderung emissionsfreier Mobilität, Reduktion des Autoverkehrs.
        • Stadt-Land-Unterschiede: Größere Vorteile in städtischen Gebieten; ländliche Bereiche benötigen zusätzliche Motivation.
    2. Reduktion privater Parkplätze
      • 1.B.1. Anreize für weniger private Stellplätze schaffen
        • Landesaufgaben: Anpassung der Vorschriften und finanzielle Unterstützung für Kommunen.
        • Rolle der Kommunen: Umsetzung und Bereitstellung öffentlicher Parkmöglichkeiten für Carsharing.
        • Forderungen an Bund und EU: Anpassung des rechtlichen Rahmens zur Parkraumreduzierung.
        • Wirtschaftliche Bewertung: Einsparungen durch weniger private Parkflächen; Kosteneffizienz für Kommunen.
        • Wirkung und Wirksamkeit:
          • Kosten und Wirksamkeitskategorie: Mittel bis hoch, abhängig von der Akzeptanz.
          • Verkehrliche Wirkung und Klimaeffekt: Weniger Individualverkehr, erhöhte Nutzung von Carsharing und ÖPNV.
        • Stadt-Land-Unterschiede: Größere Akzeptanz in Städten; ländliche Gebiete benötigen mehr Förderung.
    3. Kooperation mit Betrieben und Organisationen
      • 1.C.1. Carsharing für Mitarbeiter fördern
        • Landesaufgaben: Förderung und Zuschüsse für Betriebe, die Carsharing anbieten.
        • Rolle der Kommunen: Bereitstellung und Genehmigung von Parkflächen für Unternehmen.
        • Forderungen an Bund und EU: Förderung von Pendler-Carsharing durch steuerliche Anreize.
        • Wirtschaftliche Bewertung: Kosteneinsparungen für Unternehmen und Mitarbeiter; reduzierte Parkplatzanforderungen.
        • Wirkung und Wirksamkeit:
          • Kosten und Wirksamkeitskategorie: Effizient bei hohen Pendlerzahlen.
          • Verkehrliche Wirkung und Klimaeffekt: Reduzierung der Pkw-Nutzung, positive Effekte auf Verkehr und Emissionen.
        • Stadt-Land-Unterschiede: Höhere Wirksamkeit in ländlichen Pendlerregionen; in städtischen Bereichen oft ergänzt durch ÖPNV.
    4. Modellprojekt Nachbarschafts-Carsharing
      • 1.D.1. Pilotprojekte für Nachbarschafts-Carsharing
        • Landesaufgaben: Unterstützung und Finanzierung von Pilotprojekten.
        • Rolle der Kommunen: Bereitstellung von Parkflächen und Informationskanälen.
        • Forderungen an Bund und EU: Mittelbereitstellung für ländliche Nachbarschaftsinitiativen.
        • Wirtschaftliche Bewertung: Geringe Kosten; hoher Nutzen für ländliche Gemeinschaften.
        • Wirkung und Wirksamkeit:
          • Kosten und Wirksamkeitskategorie: Geringere Kosten, hoher sozialer Nutzen.
          • Verkehrliche Wirkung und Klimaeffekt: Reduzierung des Pkw-Besitzes und der Emissionen in Gemeinschaften.
        • Stadt-Land-Unterschiede: Ideal für ländliche Regionen, da hier oft keine alternativen Mobilitätslösungen bestehen.

    Handlungsfeld 2: Förderung der Carsharing-Branche

    1. Zuschüsse für kleine Anbieter und gemeinnützige Organisationen
      • 2.A.1. Förderprogramme für kleine Anbieter im ländlichen Raum
        • Landesaufgaben: Bereitstellung von Zuschüssen für kleine Anbieter in Regionen mit geringer Nachfrage.
        • Rolle der Kommunen: Kooperation bei der Standortsuche und aktiver Unterstützung kleiner Anbieter.
        • Forderungen an Bund und EU: Zuschüsse und Steuervergünstigungen für ländliche Mobilitätsprojekte.
        • Wirtschaftliche Bewertung: Wirtschaftliche Nachhaltigkeit durch Förderung; niedrige Betriebskosten.
        • Wirkung und Wirksamkeit:
          • Kosten und Wirksamkeitskategorie: Hohe Wirksamkeit und hohe Förderkosten.
          • Verkehrliche Wirkung und Klimaeffekt: Fördert emissionsfreie Mobilität; langfristige Entlastung des Individualverkehrs.
        • Stadt-Land-Unterschiede: Besonders wertvoll für ländliche Bereiche, die private Investitionen nicht leisten können.
    2. Bereitstellung eines „White Label“ Buchungssystems
      • 2.B.1. Einführung eines standardisierten IT-Systems
        • Landesaufgaben: Entwicklung und Wartung eines zugänglichen Buchungssystems.
        • Rolle der Kommunen: Werbung und Unterstützung bei der Einführung für lokale Betreiber.
        • Forderungen an Bund und EU: Bereitstellung von Entwicklungsförderungen für solche Technologien.
        • Wirtschaftliche Bewertung: Kostensenkung für kleinere Betreiber, Steigerung der Effizienz.
        • Wirkung und Wirksamkeit:
          • Kosten und Wirksamkeitskategorie: Kostengünstige Lösung, einfache Handhabung.
          • Verkehrliche Wirkung und Klimaeffekt: Höhere Effizienz und Nutzung, potenzieller Klimanutzen durch größere Erreichbarkeit.
        • Stadt-Land-Unterschiede: Breiter Einsatz möglich; erhöht besonders in ländlichen Regionen die Reichweite.
    3. Infrastrukturförderung für ländliche Regionen
      • 2.C.1. Zuschüsse für Carsharing-Stationen in ländlichen Gebieten
        • Landesaufgaben: Bereitstellung von finanziellen Mitteln für die Infrastruktur.
        • Rolle der Kommunen: Identifikation geeigneter Standorte und Unterstützung bei der Umsetzung.
        • Forderungen an Bund und EU: Anpassung der Förderprogramme für spezifische Mobilitätslösungen.
        • Wirtschaftliche Bewertung: Geringe Kosten, langfristiger Nutzen.
        • Wirkung und Wirksamkeit:
          • Kosten und Wirksamkeitskategorie: Hohe Wirksamkeit, niedrige Kosten.
          • Verkehrliche Wirkung und Klimaeffekt: Förderung umweltfreundlicher Mobilität.
        • Stadt-Land-Unterschiede: Größere Herausforderung und Notwendigkeit in ländlichen Gebieten.

    Handlungsfeld 3: Kommunikation und Bildung

    1. Schulungsprogramme für lokale Entscheidungsträger
      • 3.A.1. Fortbildungsprogramme für Kommunalpolitiker
        • Landesaufgaben: Entwicklung und Finanzierung von Schulungsangeboten.
        • Rolle der Kommunen: Teilnahme und Multiplikatorenfunktion in der Region.
        • Forderungen an Bund und EU: Finanzielle Mittel für Schulungsprogramme.
        • Wirtschaftliche Bewertung: Geringe Kosten, breiter Nutzen.
        • Wirkung und Wirksamkeit:
          • Kosten und Wirksamkeitskategorie: Kostengünstig, hohe Multiplikatorenwirkung.
          • Verkehrliche Wirkung und Klimaeffekt: Förderung der Akzeptanz nachhaltiger Mobilität.
        • Stadt-Land-Unterschiede: Besonders wichtig im ländlichen Raum für lokale Umsetzung.
    2. Förderung bürgerlichen Engagements
      • 3.B.1. Gründung lokaler Carsharing-Vereine unterstützen
        • Landesaufgaben: Bereitstellung von Mitteln und Know-how für Gründungen.
        • Rolle der Kommunen: Unterstützung durch Flächen und Netzwerke.
        • Forderungen an Bund und EU: Förderung und Anerkennung bürgerlicher Initiativen.
        • Wirtschaftliche Bewertung: Kosteneffizient, fördert Engagement.
        • Wirkung und Wirksamkeit:
          • Kosten und Wirksamkeitskategorie: Kostengünstig, hoher sozialer Mehrwert.
          • Verkehrliche Wirkung und Klimaeffekt: Steigerung der Carsharing-Nutzung, positive Klimaeffekte.
        • Stadt-Land-Unterschiede: Besonders effektiv in Regionen ohne kommerzielles Carsharing.
    3. Aufbau eines Wissensnetzwerks
      • 3.C.1. Entwicklung eines landesweiten Netzwerks für Wissensaustausch
        • Landesaufgaben: Organisation und Förderung von Netzwerkveranstaltungen.
        • Rolle der Kommunen: Teilnahme und Wissensvermittlung.
        • Forderungen an Bund und EU: Unterstützung bei der Schaffung von Austauschplattformen.
        • Wirtschaftliche Bewertung: Hohe Effizienz, breite Wirkung.
        • Wirkung und Wirksamkeit:
          • Kosten und Wirksamkeitskategorie: Kostengünstig und effektiv.
          • Verkehrliche Wirkung und Klimaeffekt: Verbreitung von Best Practices, Klimavorteile.
        • Stadt-Land-Unterschiede: Erhöht das Wissen in ländlichen Gebieten.

    Sehr spannend und hervorragend recherchiert sind auch die Daten in dem Dokument. Sie zeigen aber auch einen großen Handlungsbedarf.

    Zum Download der kompletten Studie:
    Pressemitteilung_Carsharing-Strategie.pdf